Der Tod meiner Schwester by Diane Chamberlain

Der Tod meiner Schwester by Diane Chamberlain

Autor:Diane Chamberlain [Chamberlain, Diane]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


22. KAPITEL

M aria

Ich unterhielt mich an diesem Morgen bei McDonald’s mit einer Frau, die ich von der Kirche kannte, als meine junge Kollegin Cordelia zu mir kam.

“Maria.” In ihrem netten kolumbianischen Akzent sang sie meinen Namen geradezu, sodass er irgendwie neckisch klang. “Du hast einen Besucher.”

“Wo?”, fragte ich, und sie deutete mit dem Kopf in Richtung Eingang. Ich glaube, ich wusste, wer es war, bevor ich ihn erkannte. Ross. Er stand neben der Tür auf seinen Stock gestützt und mit ernster Miene. Er nickte höflich, als er mich sah.

Ich versuchte, mir vor Cordelia nichts anmerken zu lassen.

“Danke, meine Liebe”, sagte ich.

“Ist er dein Freund?”, wollte sie lächelnd wissen.

“Um Gottes willen”, wehrte ich ab, bevor ich auf ihn zuging.

“Hallo, Ross”, begrüßte ich ihn mit möglichst neutraler Stimme. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien. Am liebsten hätte ich gesagt: Warum fällst du mir auf den Wecker, du alter Bock?

“Ich möchte mich gern ein bisschen unterhalten”, sagte er. “Ich hole etwas zu essen, und könntest du dich dann bitte zu mir setzen?”

“Ich glaube nicht, dass wir irgendwas zu besprechen haben”, entgegnete ich barsch. Ich nahm ein schmutziges Tablett vom Tisch nebenan, leerte das Papier in den Mülleimer und stellte das Tablett oben drauf. Ich war froh, etwas zu tun zu haben, damit ich ihn nicht ansehen musste.

“Bitte”, versuchte er mich umzustimmen. “Ich bin den ganzen Weg von Lakewood gekommen.”

Nun, und wer ist dafür verantwortlich?, dachte ich. Doch es war etwas Bedauernswertes an ihm, sodass ich nachgab. “Okay”, lenkte ich ein. “Du setzt dich hin, und ich hole dir etwas zu essen. Was möchtest du?”

“Ich hole es mir selbst.” Er war noch immer der stolze Mann, den ich gekannt hatte.

“Gut”, erwiderte ich. “Du holst dir, was du willst, und ich setze mich ein Weilchen zu dir. Aber ich habe nicht viel Zeit. Du weißt, ich arbeite hier.”

Er ging zu der Schlange, die nicht sehr lang war, da wir uns zwischen dem Frühstücks- und dem Mittagsansturm befanden.

Ich wünschte, dass mehr Tische schmutzig wären oder dass man einige Kleinkinder in der Spielecke beaufsichtigen müsste, doch es gab für mich nicht viel mehr zu tun, als darauf zu warten, dass Ross sein Essen bekam. Ich plauderte noch einmal mit meiner Bekannten von Holy Trinity, bis ich Ross den Tresen verlassen sah, mit einem Tablett in der Hand und dem Stock am Arm. Ich dachte daran, ihm zu helfen, doch trotz meiner Abneigung gegen ihn wollte ich sein Ego nicht noch mehr verletzen, als das durch sein Alter und die Umstände schon der Fall war.

Als er den Tisch in der Ecke erreicht hatte, ging ich hinüber und setzte mich zu ihm. Ich bemerkte sehr genau, dass meine jungen Kolleginnen hinter dem Tresen über uns kicherten und sich wahrscheinlich eine Romanze zwischen ihrer großmütterlichen Kollegin und diesem alten Knacker ausmalten.

“Also”, begann ich. “Hat Ethan dir irgendetwas erzählt, wie der Lunch mit Julie gelaufen ist?”

“Nur dass es nett war, sie zu sehen”, erwiderte Ross. Er hatte seinen Burger noch nicht ausgewickelt und schien das auch nicht vorzuhaben, doch immerhin nahm er einen Schluck Kaffee.



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